Mein Leben als Untermensch – Teil 9: (K)eine Beratung für Untermenschen

Als brave Bürgerin folge ich der überaus freundlichen Einladung zu meiner Fortbildung, damit ich gefälligst dem Staat nicht mehr auf der Tasche liege, die Füße schleunigst wieder unter meinen eigenen Tisch stelle und wieder meine eigenen, kleinen Brötchen backe, damit ich nicht mehr die Butter vom Brot der Steuerzahler klaue… – genug davon. Mein Leben…

Als brave Bürgerin folge ich der überaus freundlichen Einladung zu meiner Fortbildung, damit ich gefälligst dem Staat nicht mehr auf der Tasche liege, die Füße schleunigst wieder unter meinen eigenen Tisch stelle und wieder meine eigenen, kleinen Brötchen backe, damit ich nicht mehr die Butter vom Brot der Steuerzahler klaue… – genug davon.


Mein Leben als Untermensch – Teil 9: (K)eine Beratung für Untermenschen

Es regnet in Strömen, als ich zur Vorbesprechung radle. Ich muss durch einen Teil des Stadtparks fahren, den ich nicht kenne, und immer wieder auf mein Handy schauen, das mir als Navi dient. Der Regen erschwert es, das Handy überhaupt erst zu bedienen, ich wische die Tropfen über das Display und das Wasser macht viele lustige Random-Klicks und Wischgesten, die ich so gar nicht haben will.

Ich komme gerade so noch pünktlich und patschnass an, meine Jacke tropft und meine Hose ist so durchnässt, dass sie gar kein weiteres Wasser mehr aufnehmen kann. Obwohl mein Termin jetzt ist, werde ich noch warten gelassen. Ich sehne mich nach einem heißen Kaffee, bekomme aber nicht einmal ein kaltes Wasser.

Eine Wand mit Flyern bewirbt Onlinekurse für Wirtschaftsthemen und Marketing. Würde ich mich bei meiner Jobsuche leichter tun, wenn ich mich für einen der beiden Bereiche interessieren würde? Trocken und trockener… ganz anders als meine regennassen Klamotten. Zugegeben, Marketing ist nicht uninteressant. Aber… eine zweijährige, spezialisierte – böse Zungen würden ‚einseitige‘ sagen – Fortbildung vor dem Bildschirm sagt mir auf Anhieb nicht soooo zu. Das Unterricht findet nämlich ausschließlich vor dem Computer statt. Ein „Hoch!“ auf die modernen Zeiten und dass wir alle so jung, flexibel, kreativ, dynamisch, belastbar und kreativ sind (und Danke, Marc-Uwe, für diese Liste. Ich habe sie schon oft zitiert – sogar schon viel öfter, als ich arbeitslos bin.)

Dann endlich holt mich mein Beratungsmensch in sein Büro. Kaum sind wir über den üblich nutzlosen Smalltalk hinaus, stellt er die rhethorische Frage: „Haben Sie etwas dagegen, wenn ich die Kollegin aus der anderen Stadt im Video-Chat dazuschalte?“ Ich weiß nicht, warum ich Einwände erheben sollte, auch wenn ich gespannt bin, warum sie mien Beratungsgespräch zu zweit machen müssen. Das gibt mir das Gefühl, als würde ich hier mit einem unfertigen Azubi zusammensitzen und ganz unverbindlich und ohne Konsequenzen jedweder Art über meine Möglichkeiten plaudern. Zu dritt reden wir schließlich über meinen Bildungs- und Berufsweg, wobei ich feststelle, dass die Frau auf dem Bildschirm meinen Lebenslauf genauso wenig gelesen hat wie der Mann vor mir. Letzten Endes läuft die Beratung darauf hinaus, dass sie mir sagen, ich müsse selber wissen, in welche Richtung ich mich fortbilden wolle.

Ich habe also die freie Wahl, welche Kurse ich machen will. (Doch noch Wirschaft? Gepaart mit Marketing? Verlockend, verlockend.)

Das Arbeitsamt gibt mir drei Monate. Das ist wohl der kürzeste Zeitraum, für den es Fortbildungsmaßnahmen verordnen kann. Mein erster Kurs soll schon in einer Woche starten: Am kommenden Montag. Von Mitte August bis Mitte November bin ich dann also in dieser Einrichtung.

Ich entscheide mich für: 1. Bildbearbeitung mit einer weitbekannten, sehr teuren Software, 2. Online Marketing (Ja, ich weiß – Marketing…) und 3. noch mehr spezialisiertes Online Marketing (Yeah, Marketing!).

 

Antwort auf „Mein Leben als Untermensch – Teil 9: (K)eine Beratung für Untermenschen”.

  1. Mein Leben als Untermensch – Teil 10: Der Untermensch bildet sich fort | Egilsheim

    […] an, den ich mir mangels beraterischer Qualitäten meines „Beraters“ mehr oder minder selbst verordnet habe – innerhalb des Spielraums, den mir das pseudo-allmächtige Arbeitsamt zugestanden hat. […]

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